Downpilot ist de facto das Soloprojekt von Singer/Songwriter, Multiinstrumentalist und Tontechniker/Produzent Paul Hiraga. Die letzten vier Alben hat Hiraga im Alleingang aufgenommen und abgemischt, was seiner Arbeit einen eindeutigen Charakter verliehen hat. Sein siebtes Album The Forecast ist bislang das mutigste und am feinsten ausgearbeitete Downpilot-Werk.
The Forecast ist ein Trip durch zahlreiche Dekaden, mit subtilen Einflüssen, die von melodischen, Laurel-Canyon-artigen Balladen (Ballancer) über Baroque- und Sunshine-Pop der späten 60er und 70er Jahre (Strangers Hotel) bis hin zu 90er Jahre Britpop (Red Dessert) reichen, stets versehen mit einer zeitgemäßen Note. Umso erstaunlicher ist es, dass The Forecast einen solch wunderbar kohärenten Gesamteindruck hinterlässt.
Das kristallklare Intro von Black Eye, dem ersten Song des Albums, ist ein Showcase für Hiragas Stimme, deren Tiefe und raue Ausdruckskraft noch nie so gut klangen wie auf diesem Album. Black Eye ist einer der besten Songs, die Hiraga bis dato geschrieben hat – mit einem der eingängigsten Downpilot-Refrains aller Zeiten.
Hiraga erforscht mit seinem Songwriting schon lange ein breites Themen- spektrum: die Unausweichlichkeit des Wandels, die geheimnisvolle Schönheit der Natur, die unterschiedliche Geschichte von Menschen und Orten, die Komplexität menschlicher Beziehungen und die Ungewissheit der Zukunft. Der Musiker stammt aus Seattle und der Nordwestpazifik ist stets spürbar – er steckt in seinem Blut und durchdringt seine Songs. Mit dem kargen und wunderbar rhythmischen Song Totem, schwört er die ferne Vergangenheit der Region herauf und verwebt diese mit individuellen und persönlichen Narrativen.
Der rauschartige Twang von Night Shade untermalt die Klage über Verloren- gegangenes, während die schimmernde Gitarre und der dreistimmige Gesang von Balancer sich vor CSN verneigen und ein vielschichtiges Bett für ein poetisches Liebeslied bilden. Der melodische Refrain von Strangers Hotel unter-mauert mit symphonischen Streichern, Klavier und seltsamen Keyboard-klängen die philo- sophische Erkundung von Erinnerung und Wirklichkeit.
Die trostlose urbane Vision Red Desert wartet mit einem der spannendsten Momente des Albums auf, einem transzendenten Geigenpart von Melinda Rice – die Virtuosin hat mehrere Songs mit Streichern versehen. Hiraga hat zudem die Downpilot-Langzeitgefährten Jeff Brown und Anne Marie Ruljancich (Walkabouts) sowie Terry de Castro (The Wedding Present) dafür gewinnen können, gesangliche Details beizusteuern. Browns Gesangsharmonien bringen Favorite Neighborhood zum Abheben.
Der Titeltrack prognostiziert nicht gerade sonniges Wetter, doch die Hoffnung ist nicht verloren. Am Ende handelt es sich um ein lebensbejahendes Album, das mühelos verschiedene Styles aufgreift und dabei die unverkennbare Identität von Downpilot bewahrt. Treue Fans werden nicht enttäuscht sein, denn The Forecast beinhaltet auch jede Menge Sounds, Themen und Motive, die unverkennbar Downpilot sind. Doch diese Kollektion exzellent produzierter Popsongs könnte auch ganz neue Hörer*innen begeistern.
Kommt vorbei! Der Eintritt ist wie immer frei, um Spenden wird gebeten.
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