NOTH

Im co-working space wird es dunkel, das Licht verschwindet in den Kühlschrank der Kaffeeküche. Die Besatzung hat es raus in den Orbit, auf die Straßen zwischen den Clubs und Bars gezogen. In der Ferne ist der Bass und das Geschnatter zu hören. Alle haben das Raumschiff verlassen – alle bis auf einen. Zwischen roten Standby-Punkten, im bläulichen Schein eines Computerbildschirms sitzt Arndt und schlägt sich die Nacht um die Ohren. Was macht er hier noch?
Die Band Noth hat im Mai mit „Die Wahrheit über Arndt“ ihr viel besprochenes Debüt, ein Storytelling-Konzeptalbum herausgebracht: biografisches Musical oder gesungene Biografie, Charakter- oder Milieustudie, psychotische Office-Operette, akustische Road-Novel – am Ende trifft auf jeden Song mindestens eine dieser Beschreibungen zu und jeder ist eine eigenständige Anekdote aus Arndts Leben.
Wir begegnen Arndt im Zoo und müssen uns schlussendlich in einem Waldbad von ihm verabschieden. Dazwischen begleiten wir den 38-jährigen Hannoveraner Start-Up-Beschäftigten in zwischenmenschliche Situationen bei Rotwein und Käse oder unter Kollegen. Wir erfahren, dass der Job anfängt an ihm zu nagen und dass Arndt sich bei der Finanzverwaltung mindestens bis in legale Grauzonen vorwagt, in der Hoffnung, mit dem Ersparten eines Tages seine frühere Erasmus-Liebe Anita in Frankfurt a. M. einzusammeln und das gemeinsame Lotterleben in Andalusien fortzusetzen.
Noth kleiden ihren Indie-Folk in ausgefuchste Arrangements, die sie mit der nötigen Symbiose aus Schub und Lässigkeit auf die Bühne bringen. Das Programm führt durch Motivationshymnen, Discobeats und eskapistische Balladen, Spoken-Word-Passagen und Free-Jazz-artige Eskalationen.
Falko Harriehausen – Bass
Linus Kleinlosen – Saxophon/Synthesizer
Max Schneider – Schlagzeug
Luis Schwamm – Gitarre/Gesang
Foto: Rebecca Kraemer
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